Gleich fünf Produktionen von Studierenden und Alumni der Filmakademie Baden-Württemberg sind in diesem Jahr in das Programm der Berlinale aufgenommen worden. Das Auswahlkomitee der 66. Internationalen Filmfestspiele Berlin entschied sich für die Spielfilme „Wir sind die Flut“ von Sebastian Hilger sowie „Hinter dem Schneesturm“ von Levin Peter und die Dokumentationen „Valentina“ von Maximilian Feldmann sowie „Above and Below“ von Nicolas Steiner. Außerdem – und dies ist ein ganz besonderer Erfolg – wird das Drama „24 WOCHEN“ von Anne Zohra Berrached im Wettbewerb der Berlinale zu sehen sein.
Das Sci-Fi-Drama „Wir sind die Flut“ ist einer von insgesamt zwölf Filmen, die in der „Perspektive Deutsches Kino“ zu sehen sein werden. Der Diplomfilm von Sebastian Hilger an der Filmakademie Baden-Württemberg erzählt von zwei jungen Physikern, die sich auf machen, ein geheimnisvolles Phänomen zu untersuchen: Vor 15 Jahren ist vor der Küste von Windholm das Meer verschwunden – und hat die Kinder aus dem Dorf mitgenommen. Das behaupten die Dorfbewohner. Doch sind die Kinder damals wirklich ertrunken? Ihre Leichen wurden nie gefunden. „Wir sind die Flut“ ist eine Koproduktion der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf“ und der Filmakademie Baden-Württemberg, bei der die Studierenden beider Hochschulen eng zusammengearbeitet haben. So stammt das Drehbuch von der Autorin Nadine Gottmann von der Filmuniversität Babelsberg, während Sebastian Hilger mit „Wir sind die Flut“ sein Regiediplom an der Filmakademie Baden-Württemberg ablegen wird.
Ein weiterer Kandidat, der seinen Film in der „Perspektive“ vorstellen wird, ist der Dokumentarfilmstudent Maximilian Feldmann. Feldmann dokumentiert in seinem Abschlussfilm „Valentina“ den Lebensalltag der zehnjährigen Valentina und ihrer Familie, die in der Roma-Gemeinde Šuto Orizari in der Nähe von Skopje in Mazedonien leben. In ruhigen Schwarz-Weiß-Bildern lernen wir den Alltag der zwölfköpfigen Familie Demaili kennen und folgen Valentina, der Meisterin des Geschichtenerzählens, in ihrem täglichen Überlebenskampf.
Am Berlinale Publikumstag (21.Februar 2016) präsentiert die „Perspektive“ den Dokumentarfilm-Gewinner des „First Steps Award“ 2015, den Film „Hinter dem Schneesturm“ von Levin Peter. Die 91-minütige Dokumentation ist ein Film über die Erinnerungen des Großvaters, der als Wehrmachtssoldat in der Ukraine stationiert war. In langen, oft intensiven Gesprächen spürt der junge Regisseur jenen Erzählungen nach, die sich im hohen Alter des Großvaters zunehmend zu einer Heimsuchung gewandelt haben. Es folgt ein Versuch des Freilegens, des Vergegenwärtigens und Aushaltens biographischer Anomalien. Dieser Prozess eröffnet beiden einen veränderten Blick auf die Schliffe und Sprünge eines Menschenlebens.
Auch Filmakademie-Absolvent Nicolas Steiner kann sich über eine Teilnahme an der Berlinale freuen: Sein Diplomfilm „Above and Below“ wird im Rahmen der „LOLA Berlinale“ gezeigt. Der Dokumentarfilm, der kürzlich von der „Variety“ unter die 10 besten Filme des Jahres 2015 gewählt wurde und der in der Vorauswahl zum Deutschen Filmpreis 2016 steht, widmet sich den vergessenen Helden Amerikas. Er zeigt unterschiedliche Lebenskünstler in ihren verborgenen Existenz- und Lebensräumen im Westen Amerikas. Steiner portraitiert Rick und Cindy in den Flutkanälen tief unter den funkelnden Straßen von Las Vegas, Dave in einem verlassenen Bunker im ausgetrockneten Niemandsland und April in der steinigen Wüste Utahs auf ihrer Marsmission. In unbekannte Welten geschleudert, begegnen wir Seelen, die uns verwandter sind, als wir es vermuten würden.
Und eine ganz besondere Ehre wird Regiestudentin Anne Zohra Berrached zuteil: Ihr Film „24 WOCHEN“ ist als einziger deutscher Beitrag in den Wettbewerb der Berlinale eingeladen worden und damit im Rennen um den goldenen Bären. Bereits zum zweiten Mal nach Burhan Qurbani und seinem Spielfilm „Shahada“ (2010) läuft damit wieder ein Diplomfilm der Filmakademie Baden-Württemberg im Wettbewerb der Berlinale. Berracheds Abschlussfilm an der Filmakademie ist kein reiner Spielfilm, sondern eine Mischform mit dokumentarischen Anteilen. „24 WOCHEN“ handelt von der Entscheidung eines jungen Elternpaares über Leben und Tod ihres noch ungeborenen Kindes: Die schwangere Astrid lebt und liebt ihren Beruf als Kabarettistin, während ihr Mann und Manager Markus sie dabei unterstützt. Doch als die beiden ihr zweites Kind erwarten, wird ihr sonst so durchgetaktetes Leben unerwartet aus der Bahn geworfen: Bei einer Routineuntersuchung erfahren sie, dass ihr Kind schwer krank ist. Im Staffellauf zwischen Diagnosen und Ratschlägen stößt ihre Beziehung an ihre Grenzen.
Thomas Schadt, Geschäftsführer der Filmakademie Baden-Württemberg ist stolz auf den Erfolg der jungen Filmemacher aus Ludwigsburg: „Mit seinem Film bei der Berlinale dabei zu sein ist immer ein besonderer Erfolg. Als A-Festival hat sie sich auch zu einem prominenten Forum für den jungen deutschen Film entwickelt: Sie zeigt das Aktuelle und gibt zugleich eine Aussicht auf das künftige Profil des deutschen Kinos. Nicht zuletzt deswegen sind wir besonders stolz, dass gleich fünf Filmakademie-Produktionen im Rahmen der Berlinale zu sehen sind. Dass wir zudem noch mit einem Diplomfilm im Wettbewerb vertreten sind, ist für uns natürlich das Sahnehäubchen auf dem Festival.“