Und, heute schon an den Verpackungsinhalten aus dem Gelben Sack geknuspert? In David Cronenbergs Science-Fiction-Dystopie ist diese Form von Nahrungsaufnahme nicht mehr abwegig, ebenso die Eigenschaft von Schmerzunempfindlichkeit. Die Menschheit hat sich (vermutlich nach unbewusster Einnahme unzähligen Mikroplastiks) auf einen neuen Speisenplan eingestellt, ebenso wie sich im Zuge der Evolution neuartige Organe im Körper gebildet haben, welche einer Behörde gemeldet werden müssen. Sie in einem Akt von Kunstperformance operativ zu entfernen, darauf haben sich Saul Tenser (Viggo Mortensen) und seine Partnerin Caprice (Léa Seydoux) spezialisiert – und empfinden den Akt mit dem Skalpell gar deutlich stimulierender als das, was heute so in stillen Stunden unter der Bettdecke passiert. Es ist eine bizarre Welt, die der kanadische Altmeister (79) entwirft. Neblig, düster, beim Operieren dann hoch technisiert und kühl – sieht so die Zukunft aus? Wirklich schockierend wirkt das Gezeigte nicht, und doch geht eine eigentümliche Faszination von Cronenbergs Body-Horror-Kammerspiel aus.
Start: 10. November