Sitzfleisch ist gefragt. Nicht ganz so viel wie 1980 bei Rainer Werner Fassbinders 14-teiliger Fernsehserie, denn die war mit 15,5 Stunden fünfmal so lang wie nun die in die Gegenwart verlegte Adaption von Alexander Döblins 1928 geschriebenem Roman durch Burhan Qurbani. Der gebeutelte Held kommt nun nicht aus dem Gefängnis nach Berlin, sondern als traumatisierter Flüchtling aus Guinea-Bissau. Er heißt deshalb auch nicht Franz, sondern Francis. Ein ehrliches Leben will er führen, doch daraus wird nichts. Ein durchgeknallter Drogenhändler (Albrecht Schuch) spannt ihn ein als Koch seiner im Neuköllner Park Hasenheide dealenden Bande. Unfreiwillig beschmutzt sich Francis dann aber die Hände, als er als ahnungsloser Teilnehmer eines Raubüberfalls vor vollende Tatsachen gestellt wird. Keine Papiere zu haben, ist dabei immer ein Druckmittel. In diesem Sinne gerät die im Halbweltmilieu spielende Geschichte zu einem auch optisch gelungenen Thriller, der durch die Romanze von Francis mit der Escort-Dame Mieze (Jella Haase) auch tragisch-romantische Momente hat.
Start: 16. Juli 2020