Foto: Kick Film GmbH
Haindling
Hans-Jürgen Buchner ist der Kopf von Haindling, die am 31. Januar in der Stadthalle Reutlingen auftreten. MORITZ-Redakteur Thomas Moegen sprach mit dem multiinstrumentalen Mundart-Musiker über 35 Jahre Haindling, die gesunde Gemütlichkeit, das bedrohte »Biotop Bayern« und einen Hit wider Erwarten.
Seit 2009 warten die Fans auf ein neues Album von Dir? Bist Du da dran?
Es ist noch nicht ganz fertig, aber in Arbeit. Ein Musiker arbeitet immer, selbst wenn er auf dem Klo sitzt. Und weil er immer etwas hört (lacht). Die Texte und Einspielungen meiner Alben erstelle ich selbst im Haus-Studio, ab und zu »gebrauche« ich einen Bassisten. Momentan komponiere ich die Musik zur neuen Serie »Über Land«.
35 Jahre Haindling. Wie habt Ihr Euch und wie hat sich Euer Stil verändert?
Der Stil ist gleich geblieben, weil er ja alle Stilarten einschließt. Es ist meine Musik und es macht wahnsinnig Spaß, auf der Bühne zu sein. Der Spaß am Live-Spiel wird immer größer – das hat sich verändert.
Seid Ihr viel im nicht-bayrischen Ausland?
Früher haben wir in Berlin, Frankfurt, China, Südafrika und Kanada gespielt. Jetzt bevorzugen wir Bayern und sind gemütlicher geworden. Ich gehe Anstrengungen wie Autobahnen gerne aus dem Weg.
Du bist doch fit und als 72-Jähriger kugelrund und pumperlgsund?
Ja, ja, klar, genau deswegen. Vielleicht kommt das auch daher, dass ich mir im Kopf viel Blödsinn einfallen lasse. Das Hirn muss frei für Blödsinn sein.
Du bist Komponist, Musiker und Künstler. Was Kannst Du eigentlich nicht?
Geige spielen. Ich beschäftige mich mit Kunst und Kultur, also mit allem, was der ernsthafte Mensch als Blödsinn bezeichnet.
Du wohnst im niederbayerischen DorfHaindling? Gehst morgens Milch holen?
Hier gibt es keine Kühe und keinen Kramerladen. Bei uns gibt es überhaupt nichts zu kaufen. Ich bin immer ein Nachtmensch gewesen und arbeite bis vier Uhr. Auf meiner kleinen Insel fühle ich mich total wohl.
Du wohnst mit Frau Ulrike zusammen, aber Tochter Astrid ist aus dem Haus?
Meine Tochter ist Homöopathin in München. Sie ist aber auch Musikerin und spielt Saxofon. Wenn sie vorbeikommt, gebe ich ihr am Klavier einen Tipp, den sie dann mitnimmt und in lustigen Loops verarbeitet.
»Mundart ist Heimat«
Sie lernt also viel von Dir?
Das weiss ich nicht. Sie will es halt machen.
Also Überlieferung von Kulturgut. Du setzt Dich für Mundart und die Donau ein. Ein Kampf auf verlorenem Posten?
Der Kampf dauert jetzt 45 Jahre. Vor vier Jahren habe ich Seehofer ein Lied zum Donau-Kanal-Ausbau vorgesungen. Das ist ihm so zu Herzen gegangen, dass er tagsdrauf die Erweiterung abgelehnt hat. Man kann also immer etwas bewirken.
Hoffnung für das »Biotop Bayern«?
Wenn es in Ruhe gelassen wird, kann es Bayern bleiben. Genau so ist es mit der Sprache. Ich war einer der ersten, der Bairisch sang, mittlerweile gibt es, Gott sei Dank, viele Dialekt-Bands. Mundart ist Heimat.
Geboren bist Du aber in Bernau bei Berlin?
Ich habe keinen Kontakt mehr nach Brandenburg, wollte aber mein Geburtshaus dort besuchen. Vielleicht mache ich das.
Du bist also Bayer durch und durch?
Jo mei! Aber ich bin kein Patriot, sondern verkörpere Bayern durch meine Musik.
Für das kritische »Bayern, des samma mia« wurde Dir 2000 ein Orden verliehen? Wie passen Dein multikultureller Stil und »Mia san mia« zusammen?
Ich hatte Bayern auf Bier reduziert und hätte nie gedacht, dass das ein echter Hit wird. Bei der Hitparade sagte Dieter-Thomas Heck, dass uns da ein Knaller gelungen sei. Ein Schaffner auf der Zugfahrt nach Hause war ganz begeistert, weil er das Lied anders verstanden hatte. Stoiber, Huber, Beckstein und der Regensburger Bischof haben zum Takt geklatscht (lacht). Otti Fischer meinte, dass niemand das Lied – selbst im Kabarett – glauben würde.
Bist Du ein kultureller Revoluzzer?
Ich war immer kreativ und a bisserl aus der Reihe. Natürlich reg i mi über Politik oder Umweltverschmutzung auf. Wer fragt in 200 Jahren nach Arbeitsplätzen im Kohlebau oder in der Tellerminen-Produktion?
Wie feiert Ihr Weihnachten?
Wir sind froh, wenn wir a Ruah ham. Net in an Stress kimma. Wir tun dann gar nix. tmo
Haindling: Mittwoch, 31. Januar.