1820 bereitete sich die neunzehnjährige Madame Lefort auf ihre Ausstellung als »unwiderstehliche Attraktion« vor. Sie wird als »vollkommene Vermischung« der Geschlechter beschrieben.
In den kommenden hundert Jahren wird die Medizin inter* Personen vom biologischen Phänomen zur anatomischen Unmöglichkeit erklären. Gutachten um Gutachten wird die Existenz von inter* Personen seziert, untersucht und schließlich verunmöglicht. Hundert Jahre nach Madame Leforts Auftritt zieht das Pariser Louvre einen Bannkreis um eine Statue mit dem Titel Der schlafende Hermaphroditus. Der junge Gott ‒ und Namensgeber für inter* Personen bis ins 20. Jahrhundert ‒ war so oft heimlich berührt worden, dass seine Konturen verblassten.
Für JUICE begibt sich River Roux in einen durchsichtigen Raum. Die Blicke, die auf sie gerichtet sind, können sich selten entscheiden zwischen Begierde und Ekel, zwischen Lust und Scham. Umgeben von Publikum wird sie zum Ausstellungsstück, zur Beobachtenden und Begehrten. Roux untersucht anhand von Fragmenten aus Arztberichten, Pressestimmen, Gerichtsurteilen, Mythen und Popkultur die Faszination mit Körpern im ‚Dazwischen‘. JUICE ist ein Grenzgang, ebenso Ausstellung wie Selbstermächtigung. In ihrer Solo-Performance konfrontiert die Performer:in die Lust an der Kategorisierung und sucht nach einer Existenz jenseits des Fetischs.
Mit River Roux
Konzept & Performance River Roux
Dramaturgie Bibiana Mendes, Lili Hering
Bühne & Kostüm Teresa Heiss
Komposition & Sound Olive Mondegreen
Produktion Tobias Frühauf, Philipp Wolpert
Info
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