Genua ist in Aufruhr. Der alte Doge Andreas Doria will seine Herrschaft auf seinen Neffen Gianettino übertragen, einen jungen machtbesessenen Tyrannen.
Die freiheitsliebenden Anhänger der Republik setzen ihre ganze Hoffnung auf Fiesko, den Grafen von Lavagna.
Er soll eine Verschwörung anführen, um Gianettino Doria zu Fall zu bringen. Alle warten nur auf sein Zeichen zum Aufstand. Doch Fiesko befremdet alle durch sein Verhalten. Vor aller Augen buhlt er um die stolze Julia, die Schwester Gianettinos, ohne Rücksicht auf seine Frau Leonore. Offenbar schlägt er sich auf die Seite derer, die er eigentlich bekämpfen wollte. Er führt sich auf wie ein prinzipienloser Lebemann ohne politischen Ehrgeiz.
Alles Fassade, wie sich bald herausstellen soll. Fiesko betreibt ein ausgeklügeltes Spiel, mit dem er Gianettino stürzen will. Doch dass er sich so geschickt Masken aufzusetzen und diese zu wechseln vermag, beunruhigt auch bald seine engsten Vertrauten. Welches ist Fieskos wahres Gesicht? Er ist ein Spieler und sich selbst nicht darüber im Klaren: Soll er für die Republik kämpfen und dann zurückstehen oder lieber gleich selber die Alleinherrschaft ergreifen und Genuas nächster Herzog werden? Warum auf die Herrschaft verzichten, wenn man sie haben kann? So spinnt er die Fäden der Verschwörung. Doch mit welchem Ziel? Erliegt er dem Eros der Macht?
Es ist beeindruckend, was für ein dramatisches Charakterexperiment der blutjunge Friedrich Schiller mit dem "Fiesko" zu Papier gebracht hat. Diese spannende Verschwörungsgeschichte, die sich an Ereignisse aus Genua um 1547 anlehnt, ist nach dem Schauspiel "Die Räuber" Schillers zweites Theaterstück. Um seine Geschichte möglichst authentisch erzählen zu können, studierte er intensiv die Alltagsgeschichte und historische Dokumente jener Zeit, allerdings, um sie im Sinne seines Dramas zu benutzen und nicht, um sie wahrheitsgemäß wiederzugeben. Der historische Fiesko wird als stark, fintenreich, schön, als Frauenliebling und unbändig ehrgeizig beschrieben. Allein diese Eigenschaften machten ihn für Schiller zum idealen Protagonisten eines Stückes. Er entwickelte für die Bühne eine Figur, die nicht zu fassen ist, die gleichermaßen den Tyrannen und den Befreier von Tyrannei in sich vereint. Schillers Fiesko ist ein Mann, der über seine eigenen Fähigkeiten stolpert und seine politischen Überzeugungen der Versuchung der Macht opfert. Wie zeitlos Schillers Dramen doch sind!