„Ich habe den Bau eingerichtet und er scheint wohlgelungen.“
Vor genau 100 Jahren schrieb Franz Kafka seine Erzählung Der Bau. Er beschreibt darin die verzweifelten, zunehmend paranoiden Versuche eines Tieres, seinen selbst errichteten Bau vor möglichen Gefahren zu sichern. Kafkas Erzählfragment das posthum von Max Brod 1928 veröffentlicht wurde, ist physisch und psychisch eine Verelendungsmetapher heutiger Zeit. Die ständige Vorstellung, was alles passieren könnte, führt ins Reich der Phobien, die sich im grellen Licht zwischen Schattenprojektionen und Buddeln in der Erde offerieren. Jeder Schritt wird sofort hinterfragt. Gewissheiten müssen überdacht werden, Zweifel wachsen: Ist die Anlage wirklich so sicher wie gedacht? Wie kann dies überprüft werden? Kann man den eigenen Rückzugsort von außen beobachten, ohne gerade dadurch die Aufmerksamkeit potenzieller Feinde darauf zu lenken? In seiner Phantasie verwandeln sich Geräusche in ein wuchtiges Rüsseltier, das durch Ein- und Ausatmen neue Ängste schürt und die Paranoia befördert. Der Text seziert lakonisch ein Spannungsfeld zwischen Sicherheitsbedürfnis und Paranoia.