Die Reichen benötigen keine Bürgersteige. Wer zu Fuß unterwegs ist, fast ausschließlich das Personal, schlängelt sich an beiden Seiten des Asphalts entlang.
Navid Kermani
Vom Süden Madagaskars bis in die Nuba-Berge im Sudan ist Navid Kermani gereist. Europäische Kolonialmächte haben hier tiefe Wunden hinterlassen. Der arabische Norden trägt seine Religion und Kultur in den Süden, oft mit Gewalt. China und der Westen konkurrieren um Bodenschätze und Einfluss. Vergessen wird Afrika vor allem da, wo es nichts zu holen gibt, etwa auf Madagaskar. Hier haben die Vereinten Nationen die erste Hungersnot deklariert, die vom Klimawandel verursacht wurde. Hier beginnt Navid Kermanis Reise. Sie führt ihn weiter über die Komoren, Mosambik, Tansania, Kenia und Äthiopien bis in den Sudan. Kermani erzählt von Bevölkerungen und Kulturen in Bewegung, oft auf der Flucht vor Krieg und Dürre. Vor allem aber haben sie schon immer kreativ neue kulturelle Einflüsse aufgegriffen und zu etwas Eigenem gemacht, wie es sich in der Musik zeigt. Für sein Werk wurde Navid Kermani u. a. mit dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet. 2024 erhält er den Thomas-Mann-Preis.