»Sternstunde der Schauspielkunst« (Stuttgarter Zeitung)
Winnie verbringt lauter »Glückliche Tage« in ihrem Erdhaufen, in dem sie eingebuddelt ist. Nur ihr Oberkörper schaut noch heraus, aber sie ist guter Dinge, unterhält sich mit Willie, ihrem Mann, der schweigsam, zeitungslesend neben ihr her lebt. Winnie ist allerdings fest entschlossen, trotz Ängste und Einschränkungen, das Leben schön zu finden.
Im völligen Widerspruch zu ihrer katastrophalen äußeren Situation erscheint Winnie tatsächlich als Inbegriff eines glücklichen Menschen, der sich mit allerlei Alltagsgegenständen aus einer Handtasche vergnügt, kaum Unmut oder Niedergeschlagenheit äußert, sich über die unscheinbarsten Ereignisse freut und mit unbeirrbarem Optimismus dem Schicksal entgegentritt. Dabei versinkt sie im zweiten Teil noch tiefer in den Sandhaufen, bis nur noch ihr Kopf herausschaut. Oben bleiben, scheint sie zu sagen, immer oben bleiben. Sie hat sich eingerichtet im Ungewissen, sie lebt ihr Leben auf so engem Raum und sie ist glücklich über die Gnaden, die kleinen Hilfen, die von irgendwoher kommen.
Sie hält durch.
Beckett entwirft eine Parabel, in der wir mitbekommen, wie jemand über die naheliegendste Katastrophe hinwegsieht und meint: »Oh, dies ist ein glücklicher Tag! Dies wird wieder ein glücklicher Tag gewesen sein!«