Rems-Murr-Kliniken gGmbH
Im Bildungszentrum für Gesundheitsberufe Rems-Murr gGmbH (BZG) in Winnenden vereinigt sich umfassende Kompetenz in der Pflege – und Hebammenausbildung. Insgesamt führen 16 Lehrkräfte jedes Jahr mehr als 75 Auszubildende erfolgreich zu ihrem Abschluss in der Gesundheits – und Krankenpflege / Gesundheits – und Kinderkrankenpflege und zweijährig 25 Auszubildende im Hebammenwesen erfolgreich zum Abschluss. Ausbildungsträger sind die Rems-Murr-Kliniken gGmbH und das Zentrum für Psychiatrie – Klinikum Schloß Winnenden.
Im internationalen Vergleich folgt die Pflege in Deutschland bis heute einem Sonderweg. Bis heute unterscheidet sich die Pflegeausbildung in Deutschland von der Ausbildung in allen anderen Ländern, denn nur hier gibt es getrennte Ausbildungsgänge für die Gesundheits – und Krankenpflege, Gesundheits – und Kinderkrankenpflege und Altenpflege, welches wiederum zu enormen Schwierigkeiten bei der Anerkennung des Berufsabschlusses im Ausland führt. Hinzu kommt, dass die Pflege in fast allen Ländern akademisiert ist. Die Frage, die wir uns an dieser Stelle stellen könnten wäre: „Brauchen wir akademisierte Pflegende?“ Die Antwort: „Ja!“, denn aufgrund des demografischen Wandels wird der Bedarf an Pflege in den kommenden Jahren immer weiter steigen. Dies ist mit vielen erweiterten Aufgaben für Pflegende verbunden. Sie benötigen immer mehr Kompetenzen, um pflegebedürftigen Menschen angemessen und bedarfsgerecht versorgen zu können. Im Zuge der Professionalisierung benötigen wir Pflegende mit wissenschaftlichem Hintergrundwissen, um die Qualität der Pflege zu sichern und weiterzuentwickeln, Prozesse zu steuern und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis zu übertragen.
Auf diese Anforderungen hat das BZG reagiert und bietet seit dem Jahr 2013 das ausbildungsintegrierte Studium „Angewandte Gesundheits – und Pflegewissenschaften“ für Auszubildende der Gesundheits – und Krankenpflege und seit 2018 das ausbildungsintegrierte Studium „Angewandte Hebammenwissenschaften“ für die Hebammenauszubildenden in Kooperation mit der Dualen Hochschule Baden Württemberg (DHBW) in Stuttgart an. Wir konnten somit die Attraktivität der beiden Berufe, der Ausbildungsträger und der BZG deutlich steigern. Viele junge Menschen mit guten Bildungsabschlüssen haben die Möglichkeit, am BZG ein ausbildungsintegriertes Studium aufzunehmen. In nur vier Jahren erlangen die Studierenden zwei Abschlüsse, den Berufsabschluss „staatlich anerkannte Gesundheits – und KrankenpflegrIn/ staatlich anerkannte Hebamme/ Entbindungspfleger“ und den Studienabschluss „Bachelor of Science für angewandte Gesundheits – und Pflegewissenschaften“/ „Bachelor of Arts für Hebammenwissenschaften“.
Ausbildungsintegriert bedeutet, dass das Studium parallel zur Ausbildung stattfindet. Man beginnt zunächst mit der Ausbildung und ab dem zweiten Ausbildungsjahr beginnt in den Phasen der praktischen Ausbildung das Studium. Die Präsenzzeit an der DHBW umfasst ca. 8 Wochen im Jahr. Module der Hochschulausbildung werden mit den Inhalten der Ausbildung gekoppelt, sodass eine intensive Verzahnung der Lehrinhalte dieses duale Studium möglich macht. Prüfungsleistungen, die zum Abschluss der einzelnen Module der Hochschule erforderlich sind, werden sowohl in der DHBW als auch in der BZG abgelegt. Für jede Prüfungsleistung werden von der Hochschule Credit Points vergeben.
Nach Beendigung der Ausbildung mit der staatlichen Prüfung nach 3 Jahren, wird das Studium noch ein Jahr fortgesetzt. Dieses letzte Studienjahr ist ebenfalls dual angelegt und hier wechseln sich Phasen der Berufsausübung mit den Studienphasen im Abstand von 3 Monaten ab. Am Ende des Studiums wird dann die Bachelorarbeit verfasst.
Voraussetzung für den Zugang zum ausbildungsintegrierten Studium ist die Allgemeine Hochschulreife oder die fachgebundene Hochschulreife mit Eignungstest. Außerdem sollte man eine hohe Bereitschaft zum Selbststudium, eigenständiges Arbeiten, Selbstdisziplin, Organisationsvermögen, Verlässlichkeit und Offenheit für abstrakte und neue Denkweisen mitbringen.
Der Bachelorabschluss öffnet für viele Absolventen weitere Türen, wie der Zugang zum Masterstudium oder zu einer Promotion. Aber die Grundidee bei der Einführung dieses Studienganges war es, die Absolventen in der direkten Pflegepraxis einzusetzen, um die Qualität am Patientenbett weiterzuentwickeln und Prozesse im Berufsalltag zu optimieren.
Die Zusammenarbeit mit der DHBW und der BZG gestaltet sich sehr gut. Der Austausch zwischen den beiden Bildungseinrichtungen erfolgt kontinuierlich und gewinnbringend für beide Partner. Unsere studierenden Auszubildenden werden sehr eng in der theoretischen und praktischen Ausbildung von den Pflegepädagogen der BZG und den speziell berufspädagogisch ausgebildeten Praxisbegleitern betreut. Durch regelmäßige Treffen der Studierenden werden Informationen zeitnah weitergegeben, Unsicherheiten geklärt und Studienphasen reflektiert.
Seit der Einführung dieses ausbildungsintegrierten Studienangebotes konnten wir einen vermehrten Bewerbungszulauf, vor allem von Abiturienten, beobachten. Jedoch muss man aber auch sagen, dass nicht alle Auszubildenden das Studium beenden. Denn dies erfordert eben auch ein entsprechendes Durchhaltevermögen und eine hohe Motivation, beide Bildungsgänge gleichzeitig zu meistern. Für diese Doppelbelastung muss man bereit und gut organisiert sein. Durch Informationsveranstaltungen und Vorgesprächen versuchen wir unsere Auszubildenden auf diesem Entscheidungsweg zu unterstützen. Ziele der Auszubildenden werden mit den Erwartungen der Hochschule und den Studieninhalten abgeglichen, um somit die Entscheidung zu erleichtern.
Ich bin sehr stolz, dass trotzdem jährlich immer mehr Studierende ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren und den Bachelorabschluss schaffen und sich in unseren Kliniken beruflich weiterentwickeln. Ich freue mich, dass wir aktiv die Professionalisierung und Akademisierung der beiden Berufe mitgestalten können.
Nicole Kittel