Marvin Fritz
Yamaha-Pilot Marvin Fritz ist der neue deutsche Meister in der Superbike-IDM. Im Interview mit MORITZ-Redakteurin Helen Gerstner sprach der 23-Jährige aus Neckarzimmern über seinen Sieg, wie er zum Motorradrennsport gekommen ist und was er für 2017 geplant hat.
Glückwunsch zum Meister-Titel: Du hast dir mit deinem Team Bayer-Bikerbox Langenscheidt auf dem Lausitzring mit einem dritten Platz im ersten Lauf bereits vorzeitig den Meistertitel in der Superbike-IDM Klasse gesichert. Wie hat sich das angefühlt?
Das war unglaublich. Ich habe erst später wirklich realisiert, dass ich deutscher Meister bin. Als ich gehört habe, Wievielter ich im nächsten Rennen werden muss, um zu gewinnen, habe ich gemerkt, dass es genau für die Punkte langt, die noch zu vergeben sind. Es war einfach unbeschreiblich, dass wir mit unserem kleinen Team gegen die zwei großen Werkteams von BMW und Yamaha den Titel geholt haben und das schon im ersten Jahr, in dem ich in der Superbike-IDM-Klasse teilnehme. Ich kann es immer noch nicht so richtig fassen.
Beim eigentlichen Motorrad-IDM Finale auf der Heimstrecke in Hockenheim rutschte Dir in der 3. Runde in der Sachskurve das Hinterrad weg. Als Letzter bist Du dann dem Feld hinterher gejagt und hast schließlich als 10. die Ziellinie überquert. Den Superbike-IDM-Titel hattest Du ja schon sicher, aber man möchte so eine Saison doch sicherlich anders beenden?
Das war natürlich ärgerlich. Ich wollte mit dem Doppelsieg – auch noch Zuhause auf dem Hockenheimring – die Saison abschließen. Im ersten Rennen ist mir aber dann das Hinterrad weggerutscht, sodass ich gestürzt bin. Für die Zuschauer war es aber eine ganz gute Show. Meine ganzen Sponsoren, Freunde und Familie saßen alle auf der Tribüne in der Sachskurve und haben den Fall gesehen. Sie konnten dann alle bei der Aufholjagd mitfiebern. Für die Zuschauer war es also ganz spannend. Es waren kapp 400 Freunde und Unterstützer da, die geklatscht und gejubelt haben, insgesamt waren um die 20 000 Zuschauer in Hockenheim. Und das Wetter war auch super. Es war also insgesamt ein toller Tag.
In meiner Wertung war ich dann im ersten Rennen Dritter, das zweite Rennen habe ich mit 6 Sekunden Vorsprung gewonnen, das war ein super Abschluss. Für mich war es auf jeden Fall ein gutes Wochenende.
Wie geht’s es jetzt weiter? Was steht für 2017 an?
2017 fahre ich im Yamaha-Werksteam die Langstrecken-Weltmeisterschaft. Da sind zum Beispiel Rennen in Katar und Suzuka (Japan) dabei. Ich werde also viel unterwegs sein. Mit meinem Team fahre ich auch die Superstock 1000 weiter, die ist im Rahmen der Superbike-Weltmeisterschaft, die das Ziel für 2018 ist. Beim Superstock 1000 Cup peile ich an, ein Top 5 Resultat einzufahren und mich dadurch dann für die WM zu empfehlen.
Eine Saison in der IDM Superbike-Klasse mit siegfähiger Ausstattung kostet ungefähr 300.000 Euro, in einer ähnlichen Größenordnung bewegt sich ein Jahr in der Superstock-1000-EM. Wie finanzierst Du das alles? Hast Du schon so einen großen Sponsoren-Rückhalt?
Ich bin natürlich immer auf Sponsorensuche. Ich glaube für die Leute in der Umgebung ist das Sponsoring und die damit einhergehende Werbung nicht schlecht, weil ich viel in Zeitungen bin und meine Rennen im nächsten Jahr alle Live auf Eurosport kommen. Das ist mit Sicherheit auch ein wichtiger Punkt für die ganzen Firmen. Wir schauen immer nach neuen Sponsoren, aber momentan sieht es nicht schlecht aus. Ab 2017 betriebe ich den Motorradrennsport dann auch hauptberuflich. Bisher arbeite ich noch als Zweiradmechaniker in Aglasterhausen, wo ich im Juli meine Ausbildung abgeschlossen habe.
Dein Motorrad (Yamaha R1M) heißt Sabine. Wieso hast Du es so genannt?
Das war ganz lustig. Zum 60. Firmenjubiläum von Yamaha haben sie das Modell in den für den japanischen Hersteller typischen Rennsport-Farben Gelb und Schwarz lackiert. Das hat mich an eine Biene erinnert. So sind wir dann auf Sabine gekommen. Sie hat mir dieses Jahr Glück gebracht.
Dein erstes Rennen hast Du 1997 in Schefflenz im Alter von 4 Jahren bestritten. Wie bist Du dazu gekommen und wie ging es danach weiter?
Mein Vater ist früher schon Rennen gefahren, auch Weltmeisterschaften. Daher bin ich schon mit drei Jahren zum ersten Mal auf einem Motocrosser gesessen und auf der Wiese und bei uns in Neckarzimmern auf dem Sportplatz gefahren. Mit neun Jahren bin ich umgestiegen auf Straßenrennen und war da dann auch gleich erfolgreich. Ich habe dreimal den Deutschen-Minibike-Cup gewonnen und 2005 den ADAC Junior Cup. Dann ging es weiter mit der IDM 125. 2014 habe ich dann im ersten Jahr bei der Supersport 600 den Sieg geholt und jetzt dieses Jahr den Superbike-Titel.
Wie hast Du bisher die Nachwuchsförderung im Motorradsport erlebt?
Die Nachwuchsförderung ist gut und wird auch stetig ausgebaut. Ich helfe auch ab und zu selbst mit. Bei vielen Events kann man dem Nachwuchs ein paar Tipps geben.
Im Laufe der Jahre bist Du ja auf einigen Strecken unterwegs gewesen. Welche ist Deine Lieblingsstrecke?
Meine Lieblingsrennstrecke ist ganz klar der Hockenheimring. Einfach weil es meine Heimstrecke ist und hier immer viel Zuschauer dabei sind. Auch die Strecke in Portimao, Portugal, mag ich sehr. Dort war ich dieses Jahr bei der Langstrecken-WM. Ein absoluter Traum wäre es 2018 in America auf der Laguna Seca Rennstrecke zu fahren.